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Allgemeines zu Mikroorganismen

Schimmelpilze und Bakterien sind so klein, dass man diese nicht mit bloßem Auge sehen kann, sondern nur im Mikroskop. Deswegen nennt man sie auch Mikroorganismen. Sichtbar werden sie erst, wenn ihre Besiedlung eine so hohe Dichte erreicht hat, dass sie unsere „Sichtgrenze“ überschreitet. So kommt es, dass sie lange auf bzw. in einem Baumaterial wachsen, bevor sie als Schimmelfleck sichtbar werden.

Mikroorganismen sind natürliche Bestandteile unserer Umwelt und sind somit sowohl aussen in der Natur, als auch in Innenräumen vorhanden. Sie befinden sich normalerweise immer in kleinen Mengen auf oder in den meisten Baustoffen. Wenn nun die Feuchtigkeit zunimmt, werden Schimmelpilze in ihrem Wachstum begünstigt, da die notwendigen Nährstoffe fast immer in ausreichender Menge vorhanden sind.

Feuchtigkeit: bei über 70 % wachsen einige Mikroorganismen

Mikroorganismen können bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 70 % wachsen. Sie brauchen also kein „freies Wasser“ um zu wachsen. Allerdings werden von den Mikroorganismen unterschiedliche Feuchtigkeiten für die Sporenkeimung, das Myzelwachstum und die Sporenbildung benötigt. Optimale Feuchtigkeitsbedingungen für die verschiedenen Mikroorganismen finden Sie im Anhang.

Auf Grund der Tatsache dass kein „freies Wasser“ im Material vorhanden ist, ist diese Feuchtigkeit nicht fühlbar. Es sollte deswegen unbedingt die Feuchtigkeit mit einem entsprechendem Meßgerät geprüft werden.

Bei einer relativen Raumluftfeuchte zwischen 50% und 65% würde in einem gut gedämmten Haus wahrscheinlich kein oberflächiges Wachstum stattfinden. In Häusern ohne optimale Dämmung, würde an Wärmebrücken oder anderen kälteren Flächen (z.B. hinter einem Schlafzimmerschrank an der Aussenwand) jedoch schon ein Wachstum stattfinden können.

Temperatur, Ph-Werte

Das Wachstum der Mikroorganismen wird durch Zimmertemperaturen begünstigt und durch extreme Temperaturen eingeschränkt. Als wachstumshemmend gelten alkalische pH-Werte von Baumaterialien. Bei einem pH-Wert von > pH 9 können die meisten Schimmelpilze nicht gut wachsen.

Die ursprünglich alkalischen Baumaterialien wie z.B. Zement oder werden aber mit zunehmendem Alter neutraler, so dass diese später von Mikroorganismen besiedelt werden können. Auch durch Sanierungsmaßnahmen kann der pH-Wert nachteilig zum neutralen Bereich verändert werden. Dieses geschieht z.B., wenn eine befallene Betonwand mit Essigwasser gesäubert wird.

Kampf um Nährstoffe ist ein Krieg in „Miniformat“

Schnell besiedelte Baustoffe sind zellulosehaltige Produkte und MineralwolleInsbesondere Holz, Tapeten und andere zellulosehaltige Produkte (z.B. Gipskarton und Wandputz) verfügen über Verbindungen, die von Schimmelpilzen sehr gerne besiedelt werden.

Infolge dessen bricht ein mikrobieller Krieg sozusagen in „Miniformat“ zwischen den vorhandenen Arten aus. Sieger sind Mikroorganismen, die die vorhandenen Nährstoffe am Besten ausnutzen können oder andere Arten unterdrücken, z.B. durch die Abgabe von antibiotischen Stoffen.

Andere von Mikroorganismen schnell besiedelte Baustoffe ist Mineralwolle, welche einen Kleber aus Urea-formaldehyd-phenolharz und Mineralöl als „Staubdämpfer“ enthält sowie Putz, Linoleum (Unterseite) und Styropore. Glas, Metall und viele Kunststoffe werden meist nur befallen, wenn sie verschmutzt bzw. verstaubt sind.

Nährmedien: Zusammensetzung entscheidet welche Arten wachsen

In den Proben von Pegasus Labor GmbH werden sowohl Schimmelpilze als auch spezifische Bakterien nachgewiesen. Dafür werden verschiedene spezielle Nährmedien verwendet. Es hängt also von der Zusammensetzung der Nährmedien ab, welche Arten besonders ausgeprägt wachsen und somit nachgewiesen werden können. In der Praxis verwendet man drei bis vier verschiedene Nährmedien.

Bakterien

Bakterien werden in zwei Gruppen eingeteilt, in gram positive (+) und gram negative (-) Bakterien.

Gram(+) Bakterien: Resistenter = Wiederstandsfähiger

Die gram (+) Bakterien überleben die Trockenphasen besser als gram (-) Bakterien. Einige von ihnen bilden Sporen die gegen Wärme, Kälte und UV- Strahlung resistent sind.

Gram(-) Bakterien: Endotoxine

Gram(-) Bakterien können Gesundheitsstörungen hervorrufen. Ihre Zellwand besteht aus einer speziellen Zellstruktur, einer Lipopolysaccharidschicht, die Endotoxin genannt wird. Diese Endotoxine können unter anderem Fieber, Schüttelfrost und Husten hervorrufen.

Actinomyceten: „König der Stinker“

Die Actinomyceten (Trivialname) sind myzelbildende Bakterien. Das Actinomycetenmyzel (Æ1 µm) ist viel dünner als das Schimmelpilzmyzel. In diese Ordnung gehört Streptomyces („König von den Stinkern“). Dies ist ein Mikroorganismus, welcher einen organischen Stoff, das Geosmin produziert. Geosmin fällt durch seinen intensiven Erdkeller / Kartoffelkeller Geruch auf. Die Actinomyceten wachsen nicht auf Schimmelnährmedien, sondern müssen auf speziellen Bakteriennährmedium gezüchtet werden Die Fehleinstufung einer bakteriellen Belastung als vermutetes Wachstum von Pilzen und versteckte Schimmelschäden könnte erklären, warum sich bisher die gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Raumnutzer nicht mit den angeforderten “Untersuchungen auf Schimmelpilze" in Labors in Übereinstimmung bringen lassen.

Geruch: „der Nase nach“ zu arbeiten nur für den Schimmelpilz-Spürhund

Oft versuchen Gutachter dem mikrobiellen Geruch zu folgen, aber nur für den Schimmelpilz-Spürhund ist es sinnvoll „der Nase nach“ zu arbeiten und durch den Schimmel- und Bakteriengeruch die Quelle zu finden. Unser Riechorgan ist für solche Untersuchungen nicht geeignet, weil es schon beim betreten des Objektes gesättigt werden kann. Der Geruch kann wie bei Actinomyceten schon an der Türschwelle registriert werden, aber weiter im Zimmer „verschwindet“ er. Wenn man durch die Balkontür, oder das Fenster in die Wohnung einsteigen würde, würde das gleiche passieren.

Luftdruck und Geruch: niedrigen Luftdruck - Riechstoffe strömen aus Hohlräumen heraus

Manchmal riecht es nur bei Wetterumschwung, was oft mißverstanden wird. So wird es von einigen als eine psychische Reaktion angesehen, wenn z.B. eine Frau erzählt, daß es bei ihr zu Hause nur riecht, wenn es regnet. Hierbei muß verstanden werden, dass es regnet, wenn der Luftdruck niedrig ist. Bei einem niedrigen Luftdruck, kommen oft Riechstoffe aus dem Estrich, der Dämmung und anderen Hohlräumen heraus und können somit wahrgenommen werden. Gleichzeitig können bei einer Durchfeuchtung von Materialien verstärkt Riechstoffe entstehen (nasse Socken riechen, trockene nicht!). Feuchtigkeit verstärkt aber auch die chemische Reaktionen.

Luftgetragene Mikroorganismen

Dadurch, dass Actinomycetensporen meist sehr viel kleiner sind als Sporen der Schimmelpilze, werden sie sehr gut von der Luft getragen und schweben wie der Rauch einer Zigarette von dem Abflugplatz (z.B. einer Sanierungsmaßnahme) zur feuchten Tapete in das nächste Zimmer. Ob Mikroorganismen, d.h. ihre Sporen, Zellen oder Myzelbruchstücke gute oder schlechte Flugfähigkeiten haben, können Sie der Tabelle im Anhang entnehmen.

Flugfähigkeit: besser je kleiner !

Allgemein ist die Flugfähigkeit besser, je kleiner die Sporen sind, wobei die Sedimentationgeschwindigkeit bei Auswuchsen der Sporenoberfläche vermindert wird. Besondere Eigenarten der Sporen sind aber auch zu berücksichtigen.

Flugfähigkeit von Stachybotrys: wie ein Stein zu Boden

Die Sporen von Stachybotrys sind klebrig und klumpen zusammen. Bildlich gesagt fallen sie wie ein Stein zu Boden. Dies ist ein Grund, warum Stachybotryssporen nur selten in Luftproben nachgewiesen werden, obwohl sie bereits sichtbar an den Oberflächenproben vorhanden sein können.